Die Geschichte des
St. Johannisfriedhofs

Der St. Johannisfriedhof, heute an der Johannisstraße im gleichnamigen Stadtteil gelegen, war zunächst im 13. Jahrhundert als Siechkobel außerhalb der Stadt für Kranke und Lepröse angelegt worden. Denn bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts wurden die Nürnberger innerhalb der Stadtmauern um die großen Kirchen bestattet. Als vor 500 Jahren beschlossen wurde, die Bestattungen außerhalb der Stadtmauern zu verlegen, konnte für die Sebalder Stadtseite der vor dem Neutor gelegene St. Johannisfriedhof durch eine Erweiterung des Begräbnisfeldes herangezogen werden. So finden seit über 500 Jahren bis heute auf dem Friedhof Bestattungen statt.

Ein Steinkreuz im Nebel

Mit einem Erlass vom 31. Oktober 1518 verfügte Kaiser Maximilian I, dass Bestattungen nur noch außerhalb der Nürnberger Stadtmauern stattfinden konnten.

In Nürnberg befanden sich um die Hauptkirchen St. Sebald und St. Lorenz die beiden großen Friedhöfe, auch um St. Jakob lag ein Friedhof. Als Folgeerscheinung der Kreuzzüge stieg die Zahl der Leprakranken um 1200 enorm an und die Aussätzigen wurden in Leprosorien mit Kirchen und Friedhöfen betreut. Diese Siechenhäuser wurden entlang der Hauptverbindungswege errichtet, auch um, gemäß der christlichen Almosenlehre, möglichst viele Stiftungen und Almosen zu erhalten.

Im 14. Jh. wurde der Siechkobel in St. Johannis nach Osten um einen Pestfriedhof mit Stephanuskapelle erweitert. Diese Kapelle trug man 1506/07 ab und die Heilig-Grab-Kapelle  wurde errichtet. In dieser befindet sich die Grablege der Patrizierfamilie Holzschuher. Mehrere Pestwellen hatten zur Folge, dass die Begräbnisplätze um die großen Kirchen in der Innenstadt nicht mehr ausreichten. So beschloss der Rat der Stadt Nürnberg – auch durch den Druck des kaiserlichen Erlasses – am 8. November 1518, die Begräbnisstätten innerhalb der Stadt zu schließen und nach außerhalb der Stadtmauern zu verlagern.

Für die Sebalder Stadtseite bot sich der vor dem Neutor bereits bestehende Friedhof in Johannis an. Unterhalb der Kaiserburg wohnten damals nicht nur viele Nürnberger Patrizier, hier befanden sich neben den großen Nürnberger Handelshäusern auch die Ateliers bedeutender Künstler. So verwundert es nicht, dass viele berühmte Persönlichkeiten, unter ihnen Albrecht Dürer (1528) und Willibald Pirckheimer (1530), ihre letzte Ruhestätte auf dem St. Johannisfriedhof gefunden haben.

Die beiden Friedhöfe St. Johannis und St. Rochus zeichnen sich bis heute durch die liegenden Grabsteine und die darauf befindlichen Epitaphien, metallene Namenstafeln, aus. Die Größe der Steine war von Anfang an vorgegeben. Im Tod sollten alle Bürger gleich sein. Zeitgleich entwickelte sich die kunsthistorisch bedeutende Epitaphienkunst der Nürnberger Rotgießer. Aus Messing und Bronze gefertigte Tafeln wurden auf den liegenden Grabsteinen angebracht und verwiesen so auf den Verstorbenen. Waren es in den Anfangsjahren nur Wappen und Haus- oder Handwerkerzeichen, entstanden vor allem im Barock reich ausgestattete, aufwändig gearbeitete Epitaphien. So bedeckt z.B. das Epitaph für Andreas Georg Paumgartner aus dem Jahre 1679 die gesamte Oberfläche des Grabsteins Die Grabsteine wurden in der Regel nach Osten, auf Jerusalem hin, ausgerichtet, was den Gräberfeldern ihre einheitliche Prägung verleiht.

Der St. Johannisfriedhof wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach erweitert. Die größte Erweiterung erfuhr er 1856 nach Süden und Westen durch den Ankauf des benachbarten städtischen Schießplatzes. Auf dem neuen Gelände waren nun auch stehende Grabsteine erlaubt. Um die steigende Nachfrage nach exklusiven Gräbern zu befriedigen, entstand 1860 die neugotische Arkadenhalle am Westrand des Friedhofs.

Holzschuher Kapelle auf dem St. Johannis Friedhof Nürnberg

Holzschuher Kapelle

Im Osten des Friedhofs gelegen, wurde die Kapelle 1513 als Nachfolgebau der bis dahin bestehenden Stephanus Kapelle von dem Baumeister Hans Beheim d. Ä. errichtet. An den runden Zentralbau aus Sandsteinquadern mit polygonalem Zeltdach schließt östlich ein niedrigerer Halbrundchor an. Im Inneren befinden sich ein Auferstehungsaltar von 1507, ein Sterngewölbe mit Blattwerkschlussstein und die Grablege Christi von Adam Kraft, dahinter ein Wandgemälde der himmlischen Stadt Jerusalem. Die Kapelle dient seit der Beerdigung des Lazarus Holzschuher 1523 der Patrizierfamilie als Beerdigungsstätte. Sie wurde 1927 an die Stadt Nürnberg verkauft, im zweiten Weltkrieg stark beschädigt und seitdem wiederholt restauriert. Die Kapelle ist nur mit einer Führung zugänglich.

Steinschreiberhaus auf dem Johannis Friedhof

Steinschreiberhaus

Eingebaut in die nördliche Friedhofswand, ist das 1682 erbaute Haus heute immer noch der Sitz der evang.-luth. Friedhofsverwaltung. Der Name des Hauses weist darauf hin, dass die Steinschreiber die Steine mit der Grabnummer kennzeichneten. Sie führten die Grabbücher und achteten auf die Einhaltung der festgelegten Steingröße von drei auf sechs Werkschuh (84 cm x 167 cm). Der historische Maßstab hängt heute an der Holzschuher Kapelle rechts vom Eingang.

Arkadengrufthalle

Arkadengrufthalle

Die Grufthalle wurde 1858/1860 nach den Plänen des Stadtbaumeisters Bernhard Solger auf dem Gelände des ehemaligen Schießplatzes erbaut. Das neugotische Bauwerk hat 25 nach Osten offene Spitzbogenarkaden, geziert mit einem 3-bögigen Wimperg und mehreren Steinfiguren. Dem reich gewordenen Bürgertum Nürnbergs bot die Grufthalle eine prunkvolle Bestattungsmöglichkeit, um sich von der Einheitlichkeit des alten Friedhofsteils abzusetzen.

Die angrenzende Aussegnungshalle wurde 1898/99 als neugotische Kapelle von Heinrich Wallraff aus Sandstein errichtet. Heute ist sie im Besitz der Stadt Nürnberg und wird für Trauerfeiern vermietet.

Kapelle auf dem Johannis Friedhof

St. Johanniskirche

Die St. Johanniskirche diente ab Mitte des 13. Jahrhunderts ursprünglich den Insassen des angrenzenden Siechkobels als Gotteshaus. In mehreren Schritten erweitert steht die Kirche in ihrer jetzigen Form unverändert seit über 650 Jahren und ist auch heute ein Ort für Gottesdienste und Kasualien wie Taufen, Trauungen und Beerdigungen.

Weiter Informationen finden Sie unter: www.st-johannis-nuernberg.de/geschichte-unseres-stadtteils-3-kapitel

Epitaphien auf dem Friedhof

Epitaphien

Als Epitaphien bezeichnet man auf dem St. Johannis- und St. Rochusfriedhof in Bronze oder Messing gegossene Gedenktafeln für Verstorbene. Sie werden nach einem individuellen Entwurf auf kunsthandwerkliche Weise hergestellt und auf den liegenden Grabsteinen angebracht.

Der Rat der Stadt Nürnberg war der Ansicht, dass alle Menschen im Tod gleich seien und man seinen irdischen Reichtum nicht zur Schau stellen solle. Daher erließ er schon ab 1520 strenge Normen für die Grabsteingröße. So war das Epitaph die einzige Möglichkeit, sich im Tod von den anderen zu unterscheiden. Die bekannten Nürnberger Rotgießer setzten diese Wünsche auf beeindruckende Weise um.

Auf beiden Friedhöfen sind die kunsthistorisch wertvollen Epitaphien aus fünf Jahrhunderten erhalten geblieben. Man kann jede Epoche an seiner Formensprache und Merkmalen erkennen. Zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert bestanden die Epitaphien aus einer Inschrift mit Lebensdaten, Berufsangabe, eventuell einer Kurzbiographie und einem Wappen bzw. Haus- oder Meisterzeichen. Verzierungen mit Ornamenten, Darstellungen biblischer Themen oder der handwerklichen Arbeitsgeräten und/oder die beliebte bildliche Darstellung des Namens („redendes Wappen“) wurden manchmal ergänzt durch die Darstellung der Stifterfamilie. Im späteren 20. Jahrhundert nahmen die seriell gefertigten Epitaphien in gleichem Maße zu wie die immer stärker zum Ausdruck gebrachte Individualisierung in den Gedenktafeln. Um den Bestand zu schützen und Neues gleichsam zuzulassen, kümmert sich ein Gremium um die Genehmigung der Epitaphien, so wie es schon seit Jahrhunderten üblich war.

Weiterführende Informationen finden Sie unter: www.epitaphienkultur.de

Grabstein Friedhof St. Johannis

Grabsteine

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts waren die Gräber auf den Friedhöfen St. Johannis und St. Rochus mit schlichten, rechteckigen Sandsteinen bedeckt. Der Rat der Stadt Nürnberg legte damals das Steinmaß mit drei auf sechs Werkschuh (84 x 167 cm) fest. Die ältesten Steine stammen aus der Zeit um 1520.

Diese schlichte Steinform hielt sich lange, denn erst im 17. Jahrhundert wurde die Oberseite (Decke) der Steine mehr gewölbt, an den Langseiten mehr abgerundet und die Steinflächen erhielten eine eingemeißelte, vertiefte Schrift.

Ab ca. 1650 wurde ein breites Reliefband auf der gewölbten Decke, meistens in Form eines Kreuzes, verwendet. Auch treten ab dieser Zeit die postamentartigen Aufsätze am Kopfende des Steins auf, die aber eher selten waren.

Ab dieser Zeit kam noch ein weiterer Steintyp auf: die vier Seiten erhielten jetzt eine sehr starke Profilierung, der Deckel war durch eine tiefe Kehle abgesetzt, so dass er gleichsam als (Sarg-) Deckel erschien.

Die Steinform entwickelte sich weiter und wandelte sich zur Form eines Sarkophags: die Decke gewölbt, die Langseiten eingeschweift mit reicher Profilierung. Die Schmalseiten waren zu Voluten gerollt, später mit Kartuschen in der Mitte. Dieser Steintyp blieb bis in 18. Jahrhundert vorherrschend.

In der Zeit des Frühklassizismus bleibt die Form des sargartigen Grabsteins erhalten, die vier Seiten werden seit dieser Zeit häufiger mit Girlanden geschmückt. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entstehen die flachen Giebeldächer auf dem Steindeckel, auf der Schmalseite gibt es nun ein Kreuz als Relief.

Die Steine tragen seit dem späten 16. Jahrhundert jeder seine eingemeißelte Nummer.

Friedhöfe St. Johannis und St. Rochus